Die vorliegende Dokumentation befasst sich mit einem Fachgebiet des Eisenbahn-Güterverkehrs in Deutschland, das bisher kaum oder nur in begrenztem Umfang der Öffentlichkeit bekannt ist.

Es handelt sich um den Bahnhofstarif (Deutscher Eisenbahn-Güter- und Tiertarif (DEGT) Teil II Heft D). Dieser ist Teil des Entfernungswerks der dem öffentlichen Güterverkehr (Gv) dienenden Eisenbahnen in Deutschland. Er enthält alle Güterverkehrsstellen (Gvst) mit den für die Entfernungsberechnung nötigen Angaben. Darüber hinaus sind bei jeder Güterverkehrsstelle ihre Abfertigungsbefugnisse (Stückgut, Tiere und Wagenladungen), Angaben zu Rampen, Gleiswaagen, Verwaltung, Bahnhofsnummer, Direktion usw.  aufgeführt. Während meiner langjährigen Tätigkeit im Gütertarifdienst bei der Bundesbahndirektion Saarbrücken, darunter fast 15 Jahre bei der Gütertarifauskunft, wurde ich durch die wöchentlichen Berichtigungen zum Bahnhofstarif im Tarif- und Verkehrsanzeiger (TVA), die fast ausschließlich für die Kunden negative Veränderungen (Wegfall von Abfertigungsbefugnissen, Gleiswaagen und Rampen sowie Streichung von Güterverkehrsstellen) mit sich brachten, dazu angeregt, diese Entwicklung genau zu dokumentieren und für die Nachwelt zu erhalten. Sie ist Spiegelbild für den Rückzug der Eisenbahn aus der Fläche und den vielen anderen Veränderungen, die sich in den Jahren von 1946 bis 2004 ergaben.

Da bei der Gütertarifauskunft von den Kunden nicht nur Frachten, sondern auch praktisch alle mit dem Güterverkehr zusammenhängenden Auskünfte nachgefragt wurden, konnte ich mir nach und nach ein umfassendes Wissen über den Eisenbahn-Güterverkehr aneignen, welches im Laufe der Jahre durch die Übernahme fast aller Aufgaben im Gütertarifdienst (u. a. Geschäftsführung von Ausnahmetarifen, Sachbearbeiter für den Bahnhofstarif ), Tätigkeiten im Frachterstattungsdienst, Entschädigungsdienst und Verkaufsdienst ergänzt wurde. Darüber hinaus war mir durch die regelmäßige Pflichtlektüre der einschlägigen Fachpresse, insbesondere der “DVZ” (Deutsche Verkehrs-Zeitung) auch die Entwicklung bei den anderen Verkehrsträgern bestens bekannt.

Der gewachsene Plan, die aus der Sicht des “kleinen Eisenbahners” negative Entwicklung bei Infrastruktur und Verfügbarkeit der Eisenbahn in der Fläche der gegenläufigen Entwicklung bei der Straße und - wenn auch in viel geringerem Maße - der Binnenschifffahrt gegenüberzustellen, scheiterte am Umfang der Aufgabe und der Begrenztheit der zur Verfügung stehenden Zeit

Die zunächst nur für den Bereich der Deutschen Bundesbahn vorgesehene Dokumentation konnte nach der deutschen Wiedervereinigung und dem nachfolgenden Zusammenschluss von Deutscher Bundesbahn und Deutscher Reichsbahn (auf dem Gebiet der DDR und von Westberlin) auf den Bereich der gesamten Bundesrepublik ausgedehnt werden.

Mit der durch die Europäische Union vorgegebenen Öffnung des Schienennetzes der Deutschen Bundesbahn auch für andere Verkehrstreibende und der daraus resultierenden Entwicklung (neue Privatbahnen, Verkauf und Verpachtung von Strecken an Dritte, Änderung der Betriebsführung und Verkehrsbedienung) war eine weitere Erfassung der Eigentumsverhältnisse für einen Laien nicht mehr möglich. Die Dokumentation wurde daher zum 01.07.2004 eingestellt und abgeschlossen.

Die erste Nachkriegsausgabe des Bahnhofstarifs mit Stand 01.03.1946 (ein Nachdruck der Ausgabe vom 01.11.1943 mit den Nachträgen 1 bis 3) enthielt neben den Güterverkehrsstellen im Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland auch noch alle Güterverkehrsstellen der Deutschen Reichsbahn, die innerhalb der Reichsgrenzen vom 01.03.1938 lagen ( z B Ostpreußen). Diese Güterverkehrsstellen wurden erst in der Neuausgabe vom 01.01.1952 aus dem Bahnhofstarif herausgenommen. Änderungen an diesen Güterverkehrsstellen wurden in der Zeit vom 01.03.1946 bis zum 01.01.1952 nicht mehr im Tarif- und Verkehrsanzeiger veröffentlicht. Eine Ausnahme bildeten die Güterverkehrsstellen zweier Privatbahnen, die durch die neue Grenzziehung mit Polen geteilt worden waren. Der letzte Stand dieser Güterverkehrsstellen (Abfertigungsbefugnisse, Ausstattung usw.) auf dem Gebiet des heutigen Polens und Russlands zum 01.03.1946 wurde in einem besonderen Anhang dokumentiert.

Bei der Beschaffung der mir noch fehlenden Unterlagen war ich insbesondere auf die freundliche und tatkräftige Mithilfe von 3 Stellen angewiesen. Ich bedanke mich daher bei der Deutschen Staatsbibliothek in Berlin, gemeinsam mit der Stadtbibliothek in St. Wendel, für die Möglichkeit der Einsichtnahme in die alten Tarif- und Verkehrsanzeiger von Deutscher Bundesbahn und Deutscher Reichsbahn, sowie bei der Geschäftsführung für den Bahnhofstarif (Zentrale Verkaufsleitung in Mainz,  insbesondere Herrn Weinzierl) für die zeitweise Überlassung von Bahnhofstarifen der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn und deren Berichtigungen.

Mein ganz besonderer Dank gilt meinem früheren Kollegen und heutigen Autor und Verleger, Herrn Theo Schäfer aus Theley, der mir bei der Gliederung und Überprüfung der Texte hilfreich zur Seite stand. Auch bedanke ich mich bei meiner Ehefrau Marliese, die meine Arbeit und meine häufige Abwesenheit stets billigte und unterstützte sowie bei meinem Sohn Udo, der sich um alle Angelegenheiten, die mit dem PC und dem Internet zu tun hatten, liebevoll kümmerte.
Ein herzliches Dankeschön sage ich auch Herrn Bernhard Strobel aus München für die unentgeltliche Abgabe der letzten Ausgabe des Bahnhofstarifs der Deutschen Reichsbahn vor dem Ende des 2. Weltkrieges (1.11.1943).

Oberlinxweiler, im Januar 2016, ergänzt im Juni 2020

Dietmar Möller

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